5. Kommentar zu den Daten aus Sicht des Konservators

Per Hoffmann

5.1 Die konservierten und die nicht konservierten Schiffs- und Bootsfunde

In einem Konservierungsprojekt für einen Schiffs- oder Bootsfund arbeiten meistens Archäologen und Konservatoren zusammen. Die Archäologen vertreten in der Regel den Eigentümer des Fundes, sie müssen die größeren Entscheidungen fällen und die Verantwortung dafür tragen. Deshalb sollten sie die möglichen Konservierungsmethoden, ihre Bedingungen und Ergebnisse, sowie ihre wissenschaftlichen Hintergründe wenigstens in groben Zügen verstehen. Die Konservatoren entwickeln in der Diskussion mit den Archäologen den konkreten, für das Objekt geeigneten Konservierungsplan und setzen ihn um. Die Datenbank bietet beiden Partnern eine Bestandsaufnahme bisher konservierter Schiffsfunde und angewandter Methoden und zeigt ihnen, was der Erfahrungsschatz dieses Arbeitsgebietes enthält.

Einige Zahlen

Die Datenbank führt 662 Schiffs- und Bootsfunde auf. Davon sind 59 konserviert worden, nach verschiedenen Methoden und zu verschiedenen Zeiten. In der Graphik sind alle Funde, für die es Angaben zum Fundjahr gibt, nach ihren Fundjahren geordnet. Die konservierten Schiffe und Boote sind besonders hervorgehoben. In vielen Fällen ist nicht mehr festzustellen, wann genau sie konserviert wurden, manchmal lagen sie jahrelang in Wassertanks bis eine Konservierung möglich wurde. Deshalb setzen wir für alle Schiffe und Boote gleichermaßen das Fundjahr als Jahr des Beginns ihrer Konservierung an (vgl. Graphik in Kap. 4.1).

Die ersten Konservierungen sind für 1962 und 1967 vermerkt, seit 1972 wurden ziemlich regelmäßig Schiffs- und Bootsfunde konserviert, der letzte uns gemeldete 2009.

Das Nydam-Boot (SH 14) ist in der Graphik nicht als konservierter Fund hervorgehoben. Es erhielt in den 1860-er Jahren einen Anstrich mit einem Leinöl/Carbolineum-Gemisch, wie man es damals auf Boote im Gebrauch auftrug, um die Lebensdauer des Holzes zu verlängern. Dies ist keine Methode zur Konservierung archäologischer Nasshölzer im heutigen Sinn.

Plankenschiffe wurden relativ zu den Fundzahlen häufiger konserviert als Einbäume: 25 von 147 Plankenschiffen gegenüber 34 von 502 Einbäumen. Dies liegt zweifellos an der größeren Attraktivität von Plankenschiffen als eindrucksvolle und phantasieanregende Ausstellungsobjekte, wie auch an der viel größeren Interpretierbarkeit von Plankenschiffen. Von den 8 als Schwimmkörpern gemeldeten Funden wurde keiner konserviert.
Einbäume ohne Konservierung stehen in vielen Ausstellungen: Ihre Oberflächen sehen aus als sei noch die Borke des Baumes daran, tief zerfurcht und voller Brüche, die Boote sind oft verzogen und besonders ihre Enden sind eingerissen.

Konservierungsmethoden

Vor allem Polyethylenglykol ( PEG ) in verschiedenen Modifikationen haben Konservatoren und Archäologen in ganz Deutschland in unterschiedlichen Verfahren angewandt, um wassergesättigte Schiffs- und Bootsfunde zu stabilisieren und haltbar zu machen. 46 der 59 konservierten Funde sind mit Polyethylenglykol behandelt worden, kleine Einbäume, große und sehr große Plankenschiffe.

Die heute als Kauramin-Methode bekannte Konservierungsmethode an ganzen Schiffsfunden anzuwenden, wagte man erstmals am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, als 1980 mitten in Mainz die Wracks von 6 römerzeitlichen Schiffen verschiedener Typen geborgen wurden. Sie ist eine irreversible Methode und wurde bis dahin nur für kleine Objekte angewandt. Seither hat die Werkstatt des Museums für Antike Schifffahrt 2 weitere Schiffe mit dieser Methode konserviert, die beiden römischen Schiffe von Oberstimm an der Donau.

Mit Zucker wurden in den 1980-er und 90-er Jahren 5 Funde konserviert, darunter zwei große, weitgehend vollständige Schiffe.

Gefriergetrocknet nach einer PEG-Behandlung wurden ein Bootsfund aus Brandenburg, BB 56, sowie ein Schiffsfund aus Nordrhein-Westfalen, NRW 2 . Diese beiden Funde sind in der Zahl 46 der mit PEG konservierten Funde enthalten.

Verbleib der konservierten Funde

Die konservierten Schiffs- und Bootsfunde sind in 12 Bundesländern in 21 Museen zu sehen. Die Karte zeigt, in welchen Städten die Museen sich befinden, und nach welchen Methoden die Schiffe dort konserviert wurden. Detaillierte Auskünfte zu den angewandten Methoden enthält die Tabelle 1.

Orte mit konservierten Schiffsfunden

Unterschiedliche Methoden und ihre Varianten sind zur gleichen Zeit angewandt worden. Dieses deutet darauf hin, dass es keine beste Methode zur Konservierung archäologischer Schiffsfunde gibt. Die für die Funde verantwortlichen Konservatoren und Archäologen haben sich aus verschiedenen Gründen für die eine oder andere Methode entschieden. Im Folgenden möchte ich zeigen, wie man die beste Entscheidung für die Konservierung eines bestimmten Fundes treffen kann.

5.2 Nutzen der Datenbank für Archäologen und Konservatoren

Die Wahl einer Konservierungsmethode

Werden archäologische Schiffs- und Bootsfunde nicht konserviert, können ihre Hölzer bis zu 40% und mehr schrumpfen und ihre Strukturen zerfallen. Die Datenbank bietet Archäologen und Konservatoren eine Hilfe, wenn sie ein Konservierungsprojekt planen und sich für eine Konservierungsmethode entscheiden müssen. Sie gibt an, nach welcher Methode einzelne Schiffsfunde bisher konserviert wurden und wo die konservierten Schiffe und Boote ausgestellt sind und besichtigt werden können: Der Augenschein zeigt, welche Ergebnisse man von den unterschiedlichen Konservierungsmethoden erwarten kann, und hilft so bei der Wahl einer Methode.

Vor der Wahl einer Konservierungsmethode steht zwingend die Bestandsaufnahme des Objektes aus Sicht des Konservators:

  • Größe des Fundes und Dimensionen seiner Bauteile,
  • Durchmesser der dicksten Hölzer,
  • Gesamtvolumen der Hölzer,
  • vorliegende Holzarten,
  • Erhaltungszustand der Hölzer,
  • Vorhandensein von Eisenteilen, Bolzen, Nägeln, Beschlägen.

Am wichtigsten für die Wahl der Konservierungsmethode ist das Ergebnis der Analyse des Holzes, aus dem das Schiff oder Boot besteht: Sein Erhaltungszustand ist entscheidend, nicht sein Alter. Ein gestürzter Baum im Wald vergeht in wenigen Jahren, wogegen ein günstig einsedimentierter Stamm sich in 2 Millionen Jahren kaum verändert haben kann und nach 20 Millionen Jahren immer noch als Holz gut zu erkennen ist (Hoffmann und Blanchette 1997).

Archäologisches nasses Holz unterscheidet sich in seinen physikalischen Eigenschaften von frischem Holz. Seine Festigkeit hat abgenommen, vor Allem seine Biegefestigkeit und Elastizität. Bakterien und Pilze haben einen Teil der Holzsubstanz aus seinem Inneren gelöst und verdaut. Das Holz ist poröser geworden, und die Poren haben sich mit Wasser gefüllt.

Wenn das wassergefüllte Holz trocknet - Wasser also verdunstet - , entstehen in den Holzzellen kapillare Zugspannungen. Das geschwächte Holz kann ihnen nicht standhalten, es schwindet erheblich – schrumpft –, verwirft sich, reißt. Im Extremfall bricht die Holzstruktur völlig zusammen – sie kollabiert – und das Holz zerfällt. Diese Mechanismen gilt es zu verhindern. Mit dem Ausdruck Stabilisierung des Holzes ist das Erhalten von Form und Abmessungen des nassen Objektes während des Trocknungsprozesses gemeint. Konservierung von Nassholz bezeichnet die dazu nötige Behandlung. Hier folgt ein sehr kurzer Überblick über die gängigen Konservierungsmethoden für große und sehr große Nassholzobjekte wie Boote und Schiffe. Ausführliche Darstellungen sind in „Weiterführende Literatur zur Konservierung von Schiffs- und Bootsfunden“, Kap. 5.4 , angegeben.

Zwei prinzipiell unterschiedliche Ansätze gibt es, die Trocknungsschäden zu verhindern:

  • Man füllt das nasse Holz mit einer Substanz, die beim Trocknen in den Holzzellen bleibt und sie gegen Schwinden blockiert. Nach diesem Prinzip wirken die PEG-, die Kauramin- und die Zucker-Methode.
  • Man lässt die schädlichen Trocknungsspannungen im Holz gar nicht erst entstehen. Trocknungsspannungen werden nur von flüssigem Wasser verursacht. Bei einer Gefriertrocknung gefriert das Wasser in den Holzzellen zu Eis, sublimiert unter Umgehung von Trocknungsspannungen und verlässt als Wasserdampf das Holz.

PEG-, Kauramin- und Zucker-Methoden

Polyethylenglykole sind eine Familie von Kunstwachsen, die aus kettenförmigen Molekülen mit unterschiedlicher Kettenlänge bestehen. Die Zahl hinter der Abkürzung PEG gibt das mittlere Molekulargewicht dieser PEG-Sorte an. PEG 200 bis PEG 800 sind farblose, ölige Flüssigkeiten; PEG 1000 und höher sind bei Zimmertemperatur wachsartige Stoffe, die mit zunehmendem Molekulargewicht immer härter werden. Alle PEG sind wasserlöslich und ungiftig, die PEG mit niedrigen Molekulargewichten jedoch korrosiv gegenüber Eisen.

Zu behandelnde Hölzer werden meist in einem Tränkbad in einer wässrigen Lösung steigender PEG-Konzentration getränkt bis genügend PEG aus der Lösung in das Holz eingewandert ist. Tränkwannen, Pumpen, alle Apparaturen und Beschläge, die mit der Lösung in Kontakt kommen, müssen nichtrostend sein, aus Edelstahl oder Kunststoff. Höher prozentige Lösungen von PEG ab PEG 1000 müssen erhitzt werden, um flüssig zu bleiben, am besten über Wärmetauscher oder mit Heizschlangen.

Die Wahl des PEG muss sich nach dem Erhaltungszustand des Holzes richten:

  • In wenig abgebautes Holz können nur PEG 200 bis 400 mit kleinen Molekülen tief genug eindringen. Kalte Lösungen dieser PEG können auch in einer Sprühanlage auf das Holz gesprüht werden. Das PEG dringt dann aus dem Flüssigkeitsfilm in das Holz ein.
  • In stark abgebautes Holz können in beheizten Bädern auch PEG mit größeren Molekülen eindringen. Diese PEG werden fest, wenn das Holz aus dem Bad genommen wird, die Temperatur des Holzes sinkt und das Wasser aus der Lösung im Holz verdunstet.

Viele Schiffshölzer weisen stark abgebautes Holz in den Außenbereichen um einen weniger abgebauten inneren Bereich auf. Diese Hölzer mit zwei verschiedenen Holzqualitäten sollten mit zwei PEG behandelt werden, am besten nacheinander in zwei separaten Bädern, erst mit PEG 200 und dann mit PEG 3000 oder 4000.

Die schonende Reinigung der Oberflächen nach der Tränkung mit festwerdendem PEG – mit feuchtem Schwamm oder vorsichtig geführtem Dampfstrahler - ist ein wichtiger Teil der Behandlung. Ungenügende oder zu starke Reinigung kann zu einer verschmierten oder abgeriebenen Oberfläche führen und zum Verlust feiner Details. Das Aussehen des konservierten Schiffes hängt von der sorgfältigen Reinigung der Hölzer ab. Mit hochmolekularen PEG getränktes Holz kann nach dem Trocknen von wachsartig bis natürlich und PEG-frei aussehen, je nachdem wie viel PEG die Reinigung von der Oberfläche und aus den oberflächennahen Zellschichten des Holzes wieder entfernt hat.

Mit flüssigen PEG getränktes Holz braucht nach der Tränkung nur leicht abgespült zu werden. Es trocknet, ohne dass man das PEG sieht, und nimmt die natürliche Farbe an, die es auch ohne Behandlung annehmen würde.

PEG-getränktes Holz ist schwerer als frisches, lufttrockenes Holz, manchmal so schwer wie im wassergesättigten Zustand. Das PEG ist bis auf geringe Spuren wieder auswaschbar, die PEG-Methode ist reversibel.

Die Anwendung einer großen Zahl unterschiedlicher PEG-Sorten – s. Tabelle 1 - spiegelt die erst allmählich gewachsenen Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen Erhaltungszustand des Holzes und optimaler Molekülgröße des PEG wider, zu einem geringen Teil aber auch die im Handel wechselnde Verfügbarkeit einzelner PEG-Sorten.

Die Kauramin-Methode beruht auf der Tränkung des Holzes mit einem in Wasser gelösten Melaminharz-Präpolymer, das im Holz zu einem unlöslichen Melaminharz polymerisiert wird. Tränkwannen können aus beliebigem Material sein. Nach dem Eindringen des Präpolymers wird durch eine Änderung des Säuregrades der Tränklösung die Polymerisation zu unlöslichem Kunstharz initiiert. Danach wird das Holz aus dem Bad genommen und die Oberfläche wird gereinigt, so dass sich auf ihr keine grauen Kauramin-Beläge bilden können. Die Aushärtung des Kunstharzes im Holz muss bei 50 °C in einem Ofen oder einer Kammer zu Ende geführt werden.

Kauramin-behandeltes Holz sieht trocken aus. Es ist heller als Holz ohne Behandlung und hat einen kreidigen Schimmer. Feinste Oberflächendetails sind erhalten. Da zur Stabilisierung mit Kauramin weniger Tränkmittel nötig ist als zu einer Stabilisierung mit PEG, ist Kauramin-Holz überraschend leicht. Die helle Oberfläche kann man geringfügig nachfärben und mit Wachslösung einlassen, um den kreidigen Charakter zu mildern. Melaminharz ist nicht löslich und lässt sich nicht wieder aus dem Holz entfernen: Die Stabilisierung mit Kauramin ist irreversibel.

Die Zucker-Methode zur Stabilisierung von nassem archäologischem Holz besteht in einer Tränkung mit einer gesättigten Zuckerlösung. Für kleine Objekte auf der Werkbank ist sie eine gut brauchbare Methode. Sie wurde seit den 1980-er Jahren hin und wieder auch für Boots- und Schiffsfunde gewählt, aber für große Objekte kann man die großen Tränkbäder über die Monate und manchmal Jahre einer Tränkung nur schwer steril halten. Eine Infektion der Zuckerlösung mit Hefen und Bakterien ist kaum zu vermeiden, und die Lösung fängt an zu gären. Der Zucker wird zu klebrigen Produkten abgebaut, das Holz wird klebrig durch und durch, und der stabilisierende Effekt geht verloren. Von den 5 gemeldeten Zucker-Projekten sind nur zwei gelungen, das Beck’s Schiff in Bremen ( HB 17) und das Schiff von Friesland in Husum ( SH 19). Die drei anderen sind aus der Sicht des Konservators missglückt, der Einbaum von Damnatz in Hitzacker, das große Schiff von Immenstaad in Konstanz und das Fragment des Schlachte-Schiffs in Bremen. Ob eine Zuckertränkung gelingt, ist nicht vorherzusagen. Die Methode ist unzuverlässig.

Gefriertrocknung

Eine zufriedenstellende Vakuum-Gefriertrocknung gelingt nur, wenn das Holz mit einer geringen Menge eines Stabilisierungsmittels – meist PEG - getränkt wurde, ehe es tiefgefroren und unter Vakuum getrocknet wird. Diese Methode liefert sehr gute Ergebnisse in mehrfacher Hinsicht – Stabilisierung, Oberflächendetails, Farbe des Holzes – und ist relativ schnell, hat aber einen gravierenden Nachteil: Man benötigt eine Vakuumkammer, in die das getränkte Objekt hinein passt. Große Vakuumkammern sind sehr teuer. Sehr große Kammern mit mehr als 7 m Länge und 2 m Durchmesser gibt es in Kopenhagen am Nationalmuseum, in Grenoble am Atelier Régional de Conservation, sowie am Nara National Research Institute of Cultural Properties in Japan. Mittelgroße Kammern werden wohl mit der Zeit in weiteren Konservierungswerkstätten installiert werden.

Vor- und Nachteile der Methoden im Vergleich

Jede Konservierungsmethode für archäologisches Nassholz hat Vor- und Nachteile in Bezug auf verschiedene Kriterien:

  • die Stabilisierung des Holzes,
  • die Zuverlässigkeit der Methode,
  • den technischen Aufwand,
  • die Kosten,
  • die Zahl und Kompetenz des notwendigen Personals,
  • die Reversibilität des Verfahrens,
  • das Aussehen des Objektes nach der Behandlung.
Archäologe und Konservator müssen entscheiden, welche Kriterien ihnen am wichtigsten sind. Dann können sie prüfen, mit welcher Methode man für diese Kriterien gute Ergebnisse erwarten kann. Welche Nachteile wollen sie in Kauf nehmen für welche Vorteile?

Ein Vergleich von Konservierungsmethoden ist am einfachsten, wenn man die verschiedenen Kriterien einzeln betrachtet:

  • Die Stabilisierung von Form und Abmessungen der Hölzer ist nach einer Kauramin-Behandlung im Schnitt etwas besser als nach einer PEG-Behandlung. Mit beiden Methoden wird man geringe Schwindungen von nur 0 – 5 % nach der Konservierung erreichen. Vergleichbare Hölzer ohne Konservierung schwinden 10 – 40 %.
  • Die Zuverlässigkeit, mit der das erfahrungsgemäß beste Ergebnis erreicht wird, ist bei der Kauramin-Methode und einer dem Holz gut angepassten PEG-Behandlung gleich groß. Die Zucker-Methode liefert manchmal gute Ergebnisse, manchmal sehr schlechte. Die Methode ist so unzuverlässig, dass sie für große Objekte nicht berücksichtigt werden sollte.
  • Der technische Aufwand ist bei beheizten PEG-Verfahren erheblich größer als bei Behandlungen mit flüssigen PEG. Bei Kauramin-Verfahren verursacht die Aushärtung bei 50 °C den größten Aufwand, denn für ein Schiff ist ein entsprechend großer Ofen erforderlich. Bei allen Verfahren steigt der Aufwand mit der Größe des Fundes.
  • Zum Vergleich der Gesamtkosten unterschiedlicher Verfahren muss man die Einzelkosten etwa folgender Kostengruppen berechnen oder abschätzen:
    • Miete oder Bau einer Werkstatt oder Halle,
    • Tränkwanne oder Sprühanlage mit Tränklösung-Zirkulation,
    • Heizsystem und Heizkosten für eine Tränkwanne während der Tränkung mit PEG,
    • Wärmekammer für Aushärtung von Kauramin,
    • Stabilisierungsmittel und Hilfschemikalien,
    • Entsorgung gebrauchter Tränklösungen und Installationen,
    • Anlage zur Klimakontrolle in Ausstellung oder Depot,
    • Personal.
    Die Betriebskosten sind bei Tränkungen mit Kauramin nicht so hoch wie bei langdauernden Tränkungen mit hochmolekularen PEG. Bei PEG ist die Diffusion in das Holz sehr viel langsamer, und für eine optimale Stabilisierung müssen größere Mengen an Stabilisierungsmittel in das Holz eindringen. Tränkzeiten sind schwer anzugeben, sie richten sich außer nach dem Tränkmittel vor Allem nach den Durchmessern der dicksten Hölzer, ihrer Holzart und nach ihrem Abbauzustand. Die Tränkung der Lastkähne von Rohrsen mit PEG 200 in einem Sprühverfahren dauerte drei Jahre, die der Schiffe von Oberstimm mit Kauramin 9 – 10 Monate, die des Schiffes von Friesland mit Zucker in einem Tränkbad 25 Monate. Die Tränkung der Bremer Kogge erst mit PEG 200 und dann mit PEG 3000 dauerte 19 Jahre, weil die Haushaltslage einflussreicher wurde als die Physik der Tränkung.
    Der Vergleich einer Reihe von Konservierungsprojekten der letzten Jahrzehnte ergibt eine grobe Tendenz der Kosten:
    • Unbeheizte PEG-Behandlungen, als Tauchbad oder Sprühverfahren, sind am billigsten.
    • Eine Kauramin-Behandlung mit einer Wärmekammer ist teurer.
    • Beheizte PEG-Behandlungen, einstufig oder in zwei Stufen, benötigen sehr viel Tränkmittel, aufwändige Tränkwannen und Heizkosten während der langen Tränkungszeit. Sie sind die teuersten Verfahren.
  • Qualifiziertes Personal für Einrichtung, Betrieb und Kontrolle des Konservierungsverfahrens ist ein Kostenfaktor, wenn man Mitarbeiter für das Projekt einstellen muss. Die Zahl des benötigten Personals hängt ab vom Umfang der technischen Installationen und von der gewählten Methode. Für den Betrieb des Kauramin-Verfahrens sind wenige Leute mit einem gewissen chemischen Verständnis gefordert, für den Betrieb von PEG-Verfahren ebenfalls wenige Leute, aber mit eher physikalischen Kenntnissen. Für den Betrieb eines Zucker-Verfahrens braucht man Leute mit mikrobiologischem Verständnis für eine ständige Überwachung der Tränkung. Sie müssen in der Lage sein, bei einer beginnenden Infektion der Zuckerlösung mit Hilfe zusätzlichen Personals sofort drastische Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Hat man genügend Personal im Hause, muss man also bedenken, welcher Art ihre Kompetenz ist.
  • Reversibilität ist normalerweise eine Voraussetzung für die Akzeptanz einer Konservierungsbehandlung. Sie ist nur bei PEG- und Zucker-Behandlungen gegeben, nicht bei einer Kauramin-Behandlung. Dieses Kriterium ist aber bei der Konservierung von Schiffen weniger wichtig, denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein größerer Schiffs- oder Bootsfund eines Tages umkonserviert werden soll. Ein solches Vorhaben wäre sehr aufwendig und teuer und technisch oft gar nicht machbar.

Wie die Ergebnisse der verschiedenen Konservierungsmethoden aussehen können, sollten sich Archäologe und Konservator gemeinsam ansehen. An Hand unserer Tabelle ist es leicht, die Orte und Museen zu finden, in denen dies möglich ist.

Augenschein als Entscheidungshilfe

Vor der Besichtigung eines konservierten Schiffs- oder Bootsfundes kann man sich eine Liste von Merkmalen zurechtlegen, die es besonders zu beachten und zu beurteilen gilt:

  • Die Farbe und der Charakter der Hölzer - zu dunkel oder zu hell, offenporig oder versiegelt, trocken oder gewachst, mit oder ohne Spuren des Stabilisierungsmittels - bestimmen den Eindruck auf den Betrachter: Wirkt das Holz natürlich oder künstlich?
  • Spuren von Farbe, Teer, Verkohlungen zeigen, dass das gewählte Konservierungsverfahren solche Substanzen nicht ablöst. Rostspuren weisen auf eine Unverträglichkeit des Konservierungsmittels mit Eisen in Form von Nägeln oder Beschlägen hin.
  • Werkzeugspuren, deren Vorhandensein vor der Konservierung bekannt ist, sind empfindliche Indikatoren für eine schonende Konservierungsmethode. Sind Sägespuren und die flachen Mulden von der Bearbeitung mit Dechsel oder Axt verschwunden, weist dies auf eine Schwindung der Oberfläche hin.
  • Hervorstehende Köpfe von Dübeln und Nägeln und beulige Flächen zeugen von stärkerem Einsinken der Oberflächenschichten des Holzes aufgrund ungenügender Stabilisierung.
  • Gelockerte Holzverbindungen, lose oder herausgefallene Dübel sind meist Folgen einer Schwindung der Dübel. Man kann daraus aber noch nicht auf das Verhalten der Planken schließen, manchmal sind die Dübel aus anderem Holz als die Planken.
  • Offene Nähte zwischen Planken, Längsrisse in Planken und Balken zeigen mit ihrer Breite das Ausmaß der Schwindung des Holzes nach der Konservierung. Dieser Wert kann mit Werten aus der Literatur verglichen und so beurteilt werden.
  • Risse in den dicksten Holzelementen – Kielschwein, Gangspill, Stevenbalken, schwere Spanten und Knie - treten fast immer auf. Sie sind in Hölzern, die die Markröhre des ursprünglichen Baumes enthalten, kaum zu vermeiden. Wenn sie aber breiter als einige Zentimeter sind, kann man sie als Fehler der Stabilisierung betrachten.
  • Torsionen – Verdrehungen - in Planken und Balken, besonders in langen Stevenbalken, sind ebenfalls auf ungenügende Stabilisierung zurückzuführen.
  • Querrisse und Brüche, die an ihren scharfen Kanten und der Farbe der Bruchflächen als neu zu erkennen sind, können entweder Schwindungsrisse sein aufgrund schlechter Stabilisierung oder aber Belastungsbrüche als Folge nicht angemessener Unterstützung des Schiffes oder Bootes in der Ausstellung. Erstaunlich viele Museumsleute glauben, man könne ein Boot an nur zwei Stellen unterstützen, ohne dass es mit der Zeit Schäden durch Biegebelastungen nimmt.

Die Größe des Schiffs- oder Bootsfundes und die Art seiner Präsentation tragen zum ersten Eindruck bei: Wie dezent sind Stütz- und Haltesysteme, haben sie eine sichtbare Beziehung zu Form und Linien des Schiffes, ist der Fund ergänzt oder komplettiert und wie ist dies geschehen? Überlegungen zur Präsentation archäologischer Schiffsfunde finden sich an anderer Stelle (Hoffmann 2013).

Ehe man aus der Beurteilung des Augenscheins seine Schlüsse hinsichtlich des Konservierungsverfahrens zieht, muss man bedenken, wann die Konservierung erfolgte. Alle Verfahren sind mit den Jahren verbessert worden, so dass im Allgemeinen die jüngsten Projekte für die Beurteilung einer Methode am besten geeignet sind. Frühe PEG-behandelte Funde sind meist dunkelbraun bis schwarz – die Tränkbäder wurden zu heiß betrieben und PEG und Eichenholz verfärbten sich. Damals mochte man die konservierten Objekte auch nicht zu sehr reinigen aus Angst, die Oberflächen zu exponieren und zu gefährden. Konservierungen aus den 1980-er Jahren mit Vorläuferprodukten des heutigen Kauraminharzes brachten fast immer viele feine aber tiefgehende Querrisse in den behandelten Hölzern mit sich. Beide Methoden liefern seit Jahren viel bessere Ergebnisse.

Fragen an Kollegen

Einige Konservierungsprojekte findet man in der Literatur ausführlich beschrieben, zu den meisten Projekten aber sind schriftliche Informationen nur sehr knapp gehalten. Das persönliche Gespräch mit den Kollegen, die das Objekt der Besichtigung konserviert haben, ist dagegen meistens offen und sehr ergiebig. Es lohnt sich fast immer, ein Gespräch vor Ort zu suchen.

Zur Frage nach dem technischen Aufwand gehört unbedingt die Frage nach der Lebensdauer der stark beanspruchten Teile der Installationen wie Pumpen, Heizungsanlagen und Kunststoffelemente. Ebenso muss man über die ausreichende Dimensionierung von Pumpen und Heizungen und Stützkonstruktionen sprechen. Selbst Ingenieure unterschätzen oft eine Konservierungsbehandlung und empfehlen zu kleine und zu empfindliche Apparaturen, die der Belastung eines jahrelangen Dauerbetriebes nicht gewachsen sind. Eine Heizanlage, die ein Tränkbad nicht auf die notwendige Temperatur bringen kann, verdirbt die Konservierung, weil bei zu niedriger Temperatur nicht genügend Tränkmittel in das Holz eindringt.

  • Sehr nützlich kann die Frage sein, wie man die gebrauchte Tränklösung am besten entsorgt. Hier können Schwierigkeiten auftreten, auf die man sich zeitig vorbereiten muss. Fünf Jahre dauerte es, bis nach Anträgen, Laboruntersuchungen, Umweltverträglichkeitsbescheinigungen 800 m3 PEG-Lösung von der Konservierung der Bremer Kogge entsorgt werden durften.
  • Selbst wenn man keine Antwort auf die Frage nach den Gesamtkosten der Konservierung bekommt, sondern vielleicht nur zu einzelnen Kostengruppen, so zeigen sich in der Diskussion manchmal Möglichkeiten, einige Kosten zu senken oder einzusparen und Sponsoren zu finden, die Güter und Dienste spenden und manchmal auch Geld.
  • Nur im Gespräch erfährt man etwas über die Folgekosten eines Konservierungsprojektes: Welcher regelmäßige Aufwand entsteht für Pflege und Reinigung – ein Schiff steht nicht staubgeschützt in einer Vitrine – und für anfallende Nacharbeiten.

Zur Pflege eines konservierten Schiffs- oder Bootsfundes gehören auch die Einrichtung und der Betrieb einer ausreichenden und zuverlässigen Klimaanlage für den Ausstellungsraum. Ohne geregeltes konstantes Klima, bei schwankender Temperatur und in wechselnder Luftfeuchtigkeit, wird jeder Schiffs- und Bootsfund schon nach wenigen Jahren Schaden nehmen und verkommen aussehen, und alle Mühe war vergebens.

5.3 Bildergalerie der konservierten Plankenschiffe

Die Bildergalerie gibt einen kleinen Eindruck von allen bisher in Deutschland konservierten Plankenschiffen und ihrer Präsentation in den Ausstellungen. Außerdem bietet sie eine Nahaufnahme einer Oberflächenpartie der jeweiligen Schiffes. In den Bildunterschriften sind kurz die Art der Konservierung angedeutet sowie die Beurteilung des Konservierungsergebnisses durch den Konservator/Restaurator oder - wo es nicht möglich war, eine solche Beurteilung einzuholen - durch den zuständigen Archäologen oder Museumskurator. Die Urteile stammen aus einer Umfrage vom Herbst 2014, betreffen also zumeist den Zustand der Schiffe viele Jahre nach Abschluss der Konservierung. Sie sind besonders interessant, da sich in der Literatur nur selten Aussagen zum Langzeit-Ergebnis von Schiffskonservierungen finden.

Abb 1a und Abb 1b: BE 16, Kaffenkahn im Deutschen Technikmuseum Berlin, mit PEG 600 und PEG 1450 in zwei diskontinuierlichen Sprühverfahren konserviert von Volker Koesling. Ergebnis laut V. Koesling: „sehr gut“. Fotos: C. Kirchner, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.

Abb 2a und Abb 2b: BW W204, Lastschiff von Immenstaad im Archäologischen Landesmuseum Konstanz, mit Zucker in missglücktem Verfahren behandelt vom Landesamt Baden-Württemberg. Ergebnis laut Helmut Schlichtherle: „schlecht“. Fotos: M. Schreiner, Archäologisches Landesmuseum Konstanz.

Abb 3a und Abb 3b: BY 12 und BY 13, Römerschiffe von Oberstimm 1 + 2 im Kelten Römer Museum Manching, mit Kauramin in optimiertem Verfahren konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „ sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0,5 – 1%. Fotos: W. David, Kelten Römer Museum Manching.

Abb 4a und Abb 4b: HB 12, Bremer Kogge im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PG 200 und PEG 3000 in zwei Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung der Hölzer nach Konservierung 0 – 5,4 %. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Abb 5a und Abb 5b: HB 17, Beck’s Schiff im Bremer Landesmuseum Bremen, mit Zucker konserviert von Per Hoffmann und Uwe Lahann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung der Hölzer nach Konservierung 0 – 2,5%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Abb 6a und Abb 6b: HB 19, Beluga Schiff im ehemaligen Beluga-Reederei-Gebäude in Bremen, mit PEG 1530 in unbeheiztem Tauchbad konserviert von Per Hoffmann und Dieter Bischop. Ergebnis laut P. Hoffmann: „teils mäßig, teils schlecht“. Fotos: W. Kopmann, Bremen.

Abb 7a und Abb 7b: HB 23, Karolingisches Flussschiff Karl im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PEG 200 und PEG 3000 in zwei aus Geldmangel nicht optimal geführten Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „mäßig, Trocknungsschäden schon vor Konservierungsbeginn“, Restschwindung nach Konservierung 4 – 6%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Abb 8a und Abb 8b: MV 15, Hiddensee 12 Gellenwrack im Archäologischen Landesmuseum Schwerin, mit PEG 200 und PEG 4000 erst in unterbrochenem Tauchbad, dann im Sprühverfahren konserviert vom Landesamt Mecklenburg-Vorpommern. Ergebnis laut Lorenz Bartel: „dennoch gut, da Kiefernholz leicht zu stabilisieren ist“. Fotos: B. Grundvad Nielsen, Esbjerg/DK, 2010.

Abb 9a und Abb 9b: NI 38; Lastkähne von Rohrsen 1 + 2 im Weser-Renaissancemuseum Schloss Braake in Lemgo, mit PEG 200 im Sprühverfahren konserviert von Per Hoffmann und Eckehard Deichsel. Ergebnis laut E. Deichsel: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Abb 10a und Abb 10b: NI 88, Schiff aus dem Teufelsmoor im Torfschiffmuseum Osterholz-Scharmbek, mit PEG 200 im Sprühverfahren konserviert von Per Hoffmann und dem Amt für Straßenbau des Landkreises Osterholz-Scharmbek. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0,5 – 1,7%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Abb 11a und Abb 11b: NRW 2, Karolingisches Flussschiff von Niedermörmter im Landesmuseum Bonn, mit PEG 400 und PEG 4000 in zwei Tauchbädern getränkt und gefriergetrocknet von Roland Aniol und Axel Peiß. Ergebnis laut A. Peiß: „gut“. Fotos: A. Peiß, Landschaftsverband Rheinland.

Abb 12a und Abb 12b: NRW 4, Lastprahm von Wardt im Römermuseum Xanten, mit PEG 400 und PEG 4000 in zwei Tauchbädern konserviert von Roland Aniol und Axel Peiß. Ergebnis laut A. Peiß :„überwiegend gut bis mäßig“. Fotos: A. Peiß, Landschaftsverband Rheinland

Abb 13a und Abb 13b: NRW 5, Oberländer von Krefeld im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, mit PEG 200 und PEG 3000 in zwei Tauchbädern konserviert von Per Hoffmann. Ergebnis laut P. Hoffmann: „sehr gut“, Restschwindung nach Konservierung 0 – 5%. Fotos: P. Hoffmann, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Abb 14a und Abb 14b: NRW 30, Karolingischer Flusskahn im Museum Burg Linn in Krefeld, mit PEG 2000 in unbeheiztem Tauchbad konserviert vom Museum Burg Linn. Ergebnis laut Christian Reichmann: „erhebliche Trocknungsschäden vor der Konservierung; Gesamtbild heute mäßig“. Fotos: Christian Reichmann, Museum Burg Linn.

Abb 15a und Abb 15b: RP 1, Schiff 1 der Mainzer Römerschiffe im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 16a und Abb 16b: RP 2, Schiff 2 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 17a und Abb 17b: RP 3, Schiff 3 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 18a und Abb 18b: RP 4, Schiff 4 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 19a und Abb 19b: RP 5, Schiff 5 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 20a und Abb 20b: RP 6, Schiff 6 im Museum für Antike Schifffahrt Mainz, mit Kauramin in heute überholter Verfahrensvariante konserviert von Markus Wittköpper. Ergebnis laut M. Wittköpper: „gut“. Fotos: Museum für Antike Schifffahrt Mainz.

Abb 21a und Abb 21b: SH 6, Haithabu 1 im Archäologischen Landesmuseum Schleswig, mit PEG 4000 konserviert von Roland Aniol. Ergebnis laut R. Aniol: „gut bis sehr gut“. Fotos: Archäologisches Landesamt Schleswig.

Abb 22a und Abb 22b: SH 14, Nydam Boot im Archäologischen Landesmuseum Schleswig, mit Leinöl/Carbolineum angestrichen. Diese Behandlung ist keine Nassholzkonservierung im heutigen Sinn, sondern die traditionelle Behandlung hölzerner Boote im Fundjahr - 1863 - des Nydambootes. Fotos: Archäologisches Landesamt Schleswig.

Abb 23a und Abb 23b: SH 19, Schiff von Friesland im Schifffahrtsmuseum Husum, mit Zucker konserviert von Per Hoffmann und Hans-Joachim Kühn. Ergebnis laut H.-J. Kühn: „sehr gut und gut“, Restschwindung nach Konservierung 1,5 – 7%. Fotos: P. Hoffmann und H.-J. Kühn, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven und Archäologisches Landesamt Schleswig.

5.4 Weiterführende Literatur zur Konservierung von archäologischen Schiffs- und Bootsfunden

Die Literatur zur Konservierung von archäologischen Schiffsfunden ist umfangreich. Untersuchungen zur Analyse von archäologischem Holz, zu Holzabbau und Eigenschaften von archäologischem Holz, zu seiner Konservierung, außerdem Fallstudien und Problembeschreibungen sind in Fachzeitschriften, Kongressberichten und vereinzelt in Buchbeiträgen und Monographien veröffentlicht. Die folgende Auswahl ist als Anregung und Einstiegshilfe in das vielseitige Arbeits- und Forschungsgebiet gedacht.

Ein Klassiker aus den Anfängen der Konservierung von Schiffsfunden ist die Pionierarbeit

  • B. Brorson Christensen. The conservation of waterlogged wood in the National Museum of Denmark. Studies in museum technology no. 1, The National Museum of Denmark, Copenhagen 1970, 118 p.
Brorson Christensen beschreibt seine vielseitigen Versuche, die zur Entwicklung einer Konservierungsmethode für die Wikingerschiffe von Skuldelev führten, die heute in Roskilde/Dänemark gezeigt werden.

Seit 1980 treffen sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Wet Organic Archaeological Materials (WOAM)“ des International Committee for Conservation, einer Abteilung des Internationalen Museumsrates – ICOM – alle drei Jahre zu einem Kongress und geben danach Proceedings heraus, Bücher mit 40 – 50 Beiträgen. In den WOAM-Proceedings finden sich schätzungsweise 90 % der für unser Arbeitsgebiet relevanten Erstveröffentlichungen von Forschungs- und Erfahrungsberichten, sowie von Fallstudien und Projektbeschreibungen. Einige Beispiele:

  • I.D. MacLeod and C. Kenna. Degradation of Archaeological Timbers by Pyrite: Oxidation of Iron and Sulphur Species. In: Proc. 4th ICOM Group on Wet Organic Archaeological Materials conference, Bremerhaven, P. Hoffmann ed., Bremerhaven 1991, 133 – 142.
  • R.A. Blanchette and P. Hoffmann. Degradation Processes in Waterlogged Archaeological Wood. In: Proc. 5 th ICOM Group on Wet Organic Materials conference, Portland/Maine, P. Hoffmann, T. Daley, T. Grant eds., Bremerhaven 1994, 111 – 137.
  • P. Hoffmann and H.J. Kühn. The candy ship from Friesland. In: Proc. 7 th ICOM Group on Wet Organic Archaeological Materials conference, P. Hoffmann, C. Bonnot-Diconne, X. Hiron, Q.K. Tran eds., Grenoble 1998, 196 – 203.
    Dieser Aufsatz enthält ein genaues Protokoll der Arbeiten bei der Zucker-Konservierung des 12-m-Schiffes in Husum.
  • P. Hoffmann. On the efficiency of stabilisation methods for large waterlogged wooden objects, and on how to choose a method. In: Proc. 10 th ICOM Group on Wet Organic Archaeological Materials conference, Amsterdam, K. Straetkvern and D.J. Huismans eds., Amersfoort 2009, 323 – 350. Eine deutsche Version dieser Arbeit erschien in Restauro:
  • P. Hoffmann. Konservierungsverfahren für große Nassholzobjekte. Restauro (2009)7, 452 – 458.

Die ausführliche Beschreibung der Kauramin-Methode und ihrer Anwendung hat Markus Wittköpper ins Internet gestellt:

  • M. Wittköpper. Current development in the conservation of archaeological wood with melamine amino resins at the Römisch-Germanisches Zentralmuseum. www.rgzm2.de/Navis/Home/NoFrames.htm Under Navis 1 search the Navis HTLM Navigator under conservation, melamine.

Von Wittköpper liegt auch eine vergleichende Studie vor:

  • M. Wittköpper. Vergleich des Aussehens von Hölzern nach Konservierung mit verschiedenen Methoden. www.rgzm.de/kur

Die von Mark A. Jones herausgegebene Monographie

  • For future generations – conservation of a Tudor maritime collection. The archaeology of the MARY ROSE vol.5, M.A. Jones ed., Portsmouth 2003, 145 p. widmet sich der Konservierung des immer noch über 35 m langen und gut 16 m hohen Wracks des Schlachtschiffes Heinrichs VIII., sowie vor allem der Konservierung Tausender Funde jeder Art aus dem Inneren des vor einer Schlacht gesunkenen Schiffes.

Die lange Geschichte der Konservierung der Bremer Kogge und der vorangegangenen Entwicklung einer auf PEG basierenden Konservierungsmethode für das fast vollständig erhaltene 23-m-Schiff findet sich in der umfassenden Monographie zur Kogge:

  • P. Hoffmann. I. Die Konservierung der Bremer Kogge und II. Das Konservierungslabor – Forschung und Service. In: Die Kogge – Sternstunde der deutschen Schiffsarchäologie. Gabriele Hoffmann und Uwe Schnall Hrsg., Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Bd. 60 ( Die Kogge von Bremen Bd.2 ), Hamburg 2003, 78 – 139.

Eine Auflistung von etwa 40 Schiffs- und Bootsfunden, die im Atelier Régional de Conservation – Nucléart (ARC- Nucléart) in Grenoble / Frankreich seit 1987 konserviert worden sind, gibt der Ausstellungskatalog des ARC:

  • Sauvé des Eaux. Le patrimoine archéologique en bois, histoires de fouilles et de restaurations. ARC- Nucléart Hrsg., Grenoble 2007.

Meine Arbeiten zur Beschreibung und Konservierung von archäologischem Holz, zur Entwicklung und Prüfung von Konservierungsmethoden, sowie meine praktischen Erfahrungen aus der Konservierung von etwa 20 Schiffs- und Bootsfunden sind in einer Monographie zusammen gefasst :

  • P. Hoffmann. Conservation of archaeological ships and boats – personal experiences. London 2013.
Kollegen haben für das Buch über die Konservierungsmethoden geschrieben, in denen besonders sie über Fachwissen und Erfahrung verfügen: Kristiane Straetkvern, Poul Jensen, Davie Gregory und Inger Bojesen-Koefoed in Kopenhagen über Gefriertrocknen, Markus Wittköpper in Mainz über die Kauramin-Methode und James A. Spriggs in York/England über den langfristigen Umgang mit konservierten archäologischen Objekten.

Tabelle 1 Verbleib nach verschiedenen Methoden konservierter Schiffs- und Bootsfunde
Konservierungsmethode Fund Verbleib
1. Polyethylenglykol-Varianten
Einstufen-Verfahren
PEG 200 Tauchbad NI 13 Einbaum Leine Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
PEG 200 Sprühbehandlung NI 88 Teufelsmoor Torfschiffmuseum Osterholz-Scharmbek
  NI 38 Rohrsen 1 + 2 Weser-Renaissancemuseum Schloß Brake Lemgo
PEG 200, Sprühbehandlung von Hand NI 10 Mandelsloh Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
PEG 1530 Tauchbad HB 19 Beluga-Schiff Beluga-Gebäude Bremen Teerhof
PEG 1650 Tauchbad NRW 6 - 9 Büderich 1, 2, 3, 5 Landschaftsverband Rheinland - Landesmuseum Bonn
PEG 2000 Tauchbad NRW 30 Karoling. Schiff Burg Linn Museum Burg Linn, Krefeld
PEG 2000 Tauchbad NRW 35 Einb. Schwafheimer Meer Museum d. Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg
PEG 3000 Tauchbad HB 10 Eke Deutsches Schiffahrtsmuseum Magazin Bremerhaven
PEG 4000 Tauchbad SH 6 Haithabu 1 Archäologisches Landesmuseum Schleswig
  MV 12, 13, 28, 29, 30, 31, 35, 36, 37 Archäologisches Landesmuseum Schwerin
PEG 200 + 4000 Mischung, Tauchbad MV 15 Gellenwrack Archäologisches Landesmuseum Schwerin
PEG 400 +4000 Mischung, Tauchbad NRW 4 Xanten-Wardt Römermuseum Xanten
PEG 400 + 4000, Vakuum-Gefriertrocknung BB 56 Archäologisches Landesmuseum Brandenburg
  NRW 2 Niedermörmter Landschaftsverband Rheinland - Landesmuseum Bonn
PEG, Oberflächenbehandlung Acrylat NRW 11-13 Eisbergen Lippisches Landesmuseum Detmold
Zweistufen-Verfahren
PEG 200 // PEG 3000 in 2 Bädern HB 12 Bremer Kogge Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
  HB 23 Karl Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
  NRW 5 Oberländer Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
PEG 200 // PEG 3000,in 2 ungeheizten Bädern NI 12 Helstorf Heimatmuseum Helstorf
PEG 600 // PEG 1450 in 2 ungeheizten Bädern BE 16 Kaffenkahn Deutsches Technikmuseum Berlin
2. Kauramin Methode
Kauramin, Mikrowellen-Trocknung BY 12 Oberstimm 1 Kelten Römer Museum Manching
  BY 13 Oberstimm 2 Kelten Römer Museum Manching
Kauramin, kontrollierte Lufttrocknung RP 1 - 6 Mainzer Römerschiffe Museum für Antike Schifffahrt Mainz
3. Zucker Methode
  BW W204 Immenstaad Archäologisches Landesmuseum Konstanz
  HB 17 Beck's Schiff Archäologisches Landesmuseum Bremen
  HB 22 Schlachte-Schiff Deutsches Schiffahrtsmuseum Magazin Bremerhaven
  Ni 49 Damnatz Heimatmuseum Hitzacker
  SH 19 Schiff von Friesland Schifffahrtsmuseum Husum
  ST 21 Museum Bitterfeld
4. Andere Behandlung, keine Stabilisierung
Leinöl/Carbolineum -Anstrich SH 14 Nydam-Boot Archäologisches Landesmuseum Schleswig